Jugenderinnerungen an die 60er Jahre in Braunlage
Meine Heimatstadt Braunlage war in den 60er Jahren eine blühende Kleinstadt. Der boomender Fremdenverkehr sorgte für einen florierenden Mittelstand und sichere Arbeitsplätze. Unzählige Hotel- und Übernachtungsbetriebe für jeden Anspruch und Geldbeutel, dazu viele bunte Läden, drei Kinos, ein zentral gelegener Kurpark mit Kurhaus (Foto) Gondelteich und Bootsverleih prägten das Ortsbild. Die intakte Infrastruktur mit Krankenhaus und dreigliedrigem Schulsystem sowie einer Seilbahn zum Wurmberg machten die Kreisstadt des Restkreises Blankenburg trotz unmittelbarer Nähe zur Zonengrenze äußerst attraktiv. Und rundherum sorgte eine herrliche Naturlandschaft mit gesunder Höhenluft und mildem Klima für Wohlbefinden.

Daneben gehörte auch eine bunte Palette an Gaststätten und Kneipen zum Stadtbild. Insbesondere für Jugendliche und Heranwachsende besaß die lebhafte Kneipenszene rund um die Kreuzung Herzog-Wilhelm-, Lauterberger- und Bahnhofstrasse eine magische Anziehungskraft - und wurde vom Volksmund wegen der damit verbundenen "Untergangsgefahr" folgerichtig auch Bermuda-Dreieck genannt! Das originäre Milieu bestand aus den berühmt-berüchtigten Kellerlokalen "Herkules (SlowDown)" Foto und "Achtermann" Foto, ferner Grete Tippes "Zur Wiederkehr" mit einem eigenen Raum für Musikbox und Flipperautomat sowie Bernd Ecksteins "Letzte Station". Glanzpunkt und Krönung war jedoch die "Neue Welt" F1 -- F2 , die zum Gebäudekomplex der Gaststätte "Zur Quelle" (Foto1) (Foto2) gehörte. Ursprünglich als Südsee-Tanzklub konzipiert, kehrte mit dem "Beat" schnell ein neuer Musikstil den alten Staub von den Wänden! Das Live-Erlebnis sorgte bei damaligen Generation für Begeisterung und wurde bald zum Inbegriff eines neuen Lebensgefühls. Und das mitten im Harz - ein absolutes Novum!! Der gute Ruf reichte in Bälde über unsere Stadtgrenzenn hinaus und zog sogar Besucher aus den großen Metropolen wie Hannover und Hamburg an. Jetzt trug die "Neue Welt" ihren Namen zu Recht.

Wenn am Abend der Besitzer Schirrschmidt, der in Figur und Habitus dem Schweizer Bandleader Hazy Osterwald ähnelte, die Schiebetür öffnete, welche Gaststätte von der Tanzbar trennte, dann war es wieder soweit: angesagte Klänge erfüllten die schummrig beleuchteten Räume. Ich erinnere mich noch gut an die kleine Podestbühne an der Hinterwand, rechts davon abgetrennt durch Holzwand und Vorhang der Zugang zu den Toiletten. Gegenüber der Bühne erstreckte sich die lange Theke mit den Barhockern. Auf der Fensterseite standen Holztische mit Sitzbänken in kleinen Nischen, an deren Ende sich ein Windfang mit Ausgang zur Strasse befand. Angesagte Bands gaben hier Gastspiele, stellvertretend seien hier Casey Jones & The Govenors (Don't ha ha) oder die "JPs" genannt, die später als "Jane" große Erfolge feierten. Später kamen bekannte deutschsprachige Künstler hinzu. Selbst der große Udo Jürgens konnte zu Beginn seiner großen Karriere in der "Neuen Welt" bestaunt werden.

Daneben erhielten Nachwuchsgruppen erstmals die Chance, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Unter den ortsansässigen Bands ragte eine heraus: "The Vampires". Zu danken hatten sie diesen Erfolg ihrem charismatischen Sänger Frank Faber. Nach dem Split der Gruppe wechselte "Frankie" erfolgreich ins seichtere UnterhVampiresaltungsfach und wurde aufgrund vieler Fernsehauftritte auch überregional bekannt. Noch heute kann man ihnVisitenkarte Vampires allabendlich in seiner Gaststätte "Blue Berry Hill" in Braunlage volksnah-live erleben. Vampire-Gitarrist Alberto Gummerer arbeitete in den 60er Jahren als Drucker beim Verlag Bonewitz, Herausgeber vom "Braunlager Tageblatt". Ebenfalls dort tätig ein gewisser Helmut aus Ostfriesland, der für die beliebten "Toochboys" (seinerzeit Werner und Wilhelm Buss, Hannes Westphal und Hansi Schnabel) die Trommel rührte. Auf Helmuts Schlagzeug erlernte ich die ersten Schritte. Als die Fähigkeiten soweit herangereift waren, um sie öffentlich vorzeigen zu können, gründete ich 1966 zusammen mit meinem Bruder Petzi und Udo Toetzke, beide Gitarre und Gesang, die "Early Birds". Die Idee, uns nach dem ersten geostationären Fernseh-Satelliten zu benennen, stammte übrigens von Frankie. Die ersten Auftritte absolvierten wir in der Aula des Schulzentrums Braunlage. Anlässe gab's zuhauf: Abschlussfeste, Schulfeiern und andere Feten. Foto

Anfangs half uns Vampire-Bassist Peter Hertrampf (verstorben.Juli2018) noch am Bass aus, bis Norbert Tusche unserer Formation beitrat. Somit stand die Urformation, mit der wir im gesamten Harzraum auftraten. Als mein Bruder Early Birds 19681967 erkrankte und für längere Zeit ausfiel, nahm Ulrich "Kalle" Kleinert seinen Platz ein. Im Sommer des geschichtsträchtigen Jahres 1968 bis zur Auflösung Mitte 1969 spielten wir mit Rolf Lüer zusammen, in jenen Tagen der Harzer "Guitarhero" schlechthin. Daneben unterhielt Rolf in Bad Lauterberg mit den "Giants" seine eigene Band. Wir waren alle sogenannte Coverbands - mit unterschiedlichen Favoriten und Einflüssen. Unsere hießen "Stones" und "Kinks". Ein Porträt unserer Band hier

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